Eigentum verpflichtet – auch und gerade die öffentliche Hand zum Abbruch des Hauses des Gastes

Im Jahr 1969 war die Stadt Eutin ungeheuer stolz. Stolz auf ihr eigenes "Haus des Kurgastes" an der Stadtbucht. Eutin wollte neben den tragenden Säulen der Wirtschaft wie dem Handwerk, dem Handel und der Industrie auch auf den Fremdenverkehr setzen. Bürgermeister Knutzen und Bürgervorseherin Anneli Voigt erhielten aus den Händen des Architekten Udo Stücker den symbolischen Schlüssel. Alles, was damals im Tourismus Rang und Namen hatte, gratulierte der Stadt. Besonders gelobt wurde die gelungene Einbettung des Gebäudes in die Umgebung, die es möglich machte, "in der Stille der Natur neue Kraft zu gewinnen." "Die transparente Architektur, die einen herrlichen Weitblick auf den Großen See zulässt, ist ein Prunkstück auf dem Fremdenverkehrssektor, um Entspannung und Ruhe zu genießen", so hieß es am 24. März 1969 in der Zeitung.

Leider wurde das Haus durch unpassende Anbauten verändert. Auch ließ die Bauunterhaltung in den letzten Jahrzehnten eklatant zu wünschen übrig. All´ das ändert aber nichts daran, dass es sich bei dem "Haus des Gastes" um eine bemerkenswerte Architektur handelt.

 

Es gibt bis heute keine tragfähige neue Lösung für das Grundstück. "Warum will man ein Gebäude abreißen und den Gästen zur Landesgartenschau als Ersatz fliegende Bauten und Container anbieten?", fragt die Sprecherin der Bürgergemeinschaft Eutin e.V., Regine Jepp.

Ein Hausabriss sollte nicht in vorauseilendem Gehorsam betrieben werden. Wenn es konkrete Pläne und einen vertrauenswürdigen Investor für einen Hotelbau an dieser Stelle gibt, ist immer noch Zeit für einen Abriss. Leider haben seriöse Finanziers für Hotelprojekte in der jüngeren Vergangenheit in Eutin nicht Schlange gestanden - möglicherweise auch ein Indiz dafür, dass ein Hotelbau an dieser Stelle nicht die erwünschte Dividende verspricht oder in der notwendigen Dimension städtebaulich nicht möglich ist.   

Grundstücke, auf denen Häuser abgerissen worden sind, bilden in der Regel einen unschönen Anblick, davon kann sich jeder Eutiner am Voss-Platz überzeugen.    

 

Einem Abriss ohne konkrete Pläne für die Zeit nach 2016 mangelt es an der bei den Maßnahmen der Städtebauförderung stets geforderten Nachhaltigkeit. Außerdem hat die Stadt ihr Eigentum durch mangelnde Bauunterhaltung selbst in diese Situation gebracht und gibt mit einem Abriss ein extrem schlechtes Beispiel für Privateigentümer. 

 

 

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