Bürgergemeinschaft Eutin e.V. setzt sich für Erhalt der Villa Plöner Straße 82 ein
Die gründerzeitliche Villa, die aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert stammt, ist akut gefährdet. Die Eigentümer beabsichtigt, dort ein Mehrfamilienhaus zu errichten, um so den maximalen Gewinn aus dem Grundstück zu erzielen. Dabei gibt es engagierte Kaufinteressenten, die bereit wären, das Haus zu sanieren und so den wohl unweigerlich drohenden Abriss zu verhindern.
Das Gebäude gehört zu einer Reihe von repräsentativen Stadthäusern, die ab 1875/80 errichtet worden sind. Im Rahmen der ersten größeren Stadterweiterung durch den Bau der Eisenbahn sind etliche Handwerksmeister wohlhabend geworden. Sie bauen Häuser in der Albert-Mahlstedt, Bahnhof- und Elisabethstraße und verkaufen oder vermieteten sie dann mit erheblichem Gewinn. Die aufstrebende Stadt hat größeren Bedarf an repräsentativem Wohnraum, so dass sich eine weitere Bebauung über die Einmündung Plöner Straße / Albert-Mahlstedt-Straße hinaus entwickelt. An vielen dieser zu der Zeit entstandenen Gebäude sind die alten Vorgärten, die bis nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Eutiner Privathäuser zierten, noch erhalten. Auch hier bauen in der Regel einheimische Handwerker, u. a. die Baumeisterdynastie Zietz.
Die Häuser Plöner Straße 62 bis 82 stehen in einem engen Zusammenhang. Zahlreiche Häuser sind nicht nur aufgrund der städtebaulichen Bedeutung dieses Straßenzuges bemerkenswert, sondern auch hinsichtlich ihres eigenen historischen Wertes. Sie sind einst von höheren oldenburgischen Regierungsbeamten, Lehrern, dem gehobenen Bürgertum und wohlhabenden Privatiers bewohnt. So auch Plöner Straße 82, das letzte Haus in dieser Reihe, das schon deutlich Anklänge an den Neorenaissance und Jugendstil zeigt.
Bemerkenswert ist, dass diese Häuser in der Plöner Straße gemeinsam mit denen der Waldstraße und der historischen Biedermann-Villa beim heutigen DRK–Pflegezentrum in einem engen architektonischen Zusammenhang stehen. Hinter der Nummer Plöner Straße 82 hat ursprünglich eine Zäsur gelegen, die die Stadt Eutin von der Dorfschaft Neudorf trennte. Bis weit nach dem 2. Weltkrieg haben nur ganz vereinzelt Häuser bis hin zum alten Dorfkern gestanden.
Es handelt sich bei dieser Häuserzeile noch um ein relativ intaktes historisches Ensemble, das als solches unbedingt erhalten bleiben sollte.
Prof. Dr. Johann Emil Ferdinand Bösser, der Bauherr, ist 1868 als Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften aus Hessen an das Eutiner Gymnasium versetzt worden. Im Jahr 1878 kauft er das Haus Waldstraße 4. 1897 gibt er die repräsentative Villa Plöner Straße 82 in Auftrag. Bösser, durch eine Mensur auf einem Auge blind, ist durch seine Eheschließung zu bedeutendem Vermögen gekommen. Zeitweise gehörten ihm mehrere Villen in Eutin. Später bringen gewagte Spekulationen mit chinesischen Papieren den kühlen Rechner um einen Großteil seines Vermögens. Bösser, um 1840 geboren, ist derjenige Lehrer, der über viele Jahrzehnte die meteorologischen Beobachtungen in Eutin durchführt und monatlich in der der Zeitung veröffentlicht.
Der Verein spricht sich für eine maßvolle Entwicklung dieses Bereiches aus, die auf die historische Bebauung Rücksicht nimmt. "Grundsätzlich ist eine kleinteilige Bebauung in der hinteren Reihe, die, die Höhenentwicklung der Häuser der Nachbarschaft aufnimmt, wünschenswert. Innenstadtnahe Wohnverdichtung ist gewollt, aber kann und darf nicht auf Kosten der historischen Bausubstanz durchgeführt werden. Die erhaltene stadtbildprägende Baukultur darf dabei nicht auf der Strecke bleiben. Schließlich ist sie es, die den Charme unserer Stadt ausmacht", so Regine Jepp, Sprecherin der Bürgergemeinschaft Eutin e.V.