Versetzung des Ehrenmals auf dem Marktplatz


Während es bisher nur in Facharbeitskreisen angesprochen wurde, scheint es jetzt mehr oder weniger plötzlich Gewissheit zu werden: das Ehrenmal auf dem alten Markt soll versetzt werden.

Eine Anregung, die von der Planungsgruppe BPW baumgart + partner stammt, die die Stadt bei dem "freiraum- und verkehrsplanerischen Realisierungswettbewerb zur Neugestaltung von Teilbereichen der historischen Innenstadt" beraten hat, soll nun umgesetzt werden. Bei der öffentlichen Diskussion gab es Bürgerstimmen, die sich dafür, aber auch zahlreiche, die sich vehement gegen eine Veränderung des authentischen Standortes dieses Ehrenmals aussprachen. Ohne, dass es bisher zu einer weiteren intensiven Gremienbefassung gekommen ist, scheint nun die Versetzung des Ehrenmals in das Vorfeld des Rathauses administrativ bereits in Angriff genommen zu werden.

 

Die 1875 aufgestellte Ehrensäule wurde mit Spendengeldern aus der Eutiner Bevölkerung finanziert und erinnert an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges aus Eutin und dem Umland. Ein schmiedeeisernes Gitter und vier beeindruckende Kandelaber umrahmten die Anlage. Bis zum Aufstellen des Ehrenmals stand an dieser Stelle die Marktpumpe, die stark frequentiert worden ist. Die Eutiner brachten ein großes Opfer, denn nun mussten sie das Wasser von weiter entfernten Brunnenanlagen ins Haus holen, bekam Eutin doch erst 1908 eine zentrale Wasserversorgung. Doch dieses Opfer brachten die Dienstmädchen und Hausfrauen gern, hatten sie doch auf diese Weise die Erinnerung an ihre Gefallenen mitten im Leben.

 

Anlässlich des Sängerfestes von 1910 wurde das Umfeld in eine kleine geschmackvolle Gartenanlage mit zwei Wasserbecken umgestaltet, wenig später wurden Bänke, Fontänen und Hochstammrosen beigefügt. Viele ältere Eutiner erinnern sich gerne an die frühere charmante Gestaltung. Diese Anordnung hatte bis zur früheren Stadtsanierung von 1979 Bestand.

Zu dieser Zeit wurde das Umfeld des Ehrenmals in die heutige kleine schlichte Anlage umgestaltet. Diese soll nun vom authentischen Platz etwa 20 m in Richtung Rathaus wandern und im Schatten des Gebäudes stehen. Zwischen Rathaustreppe und Denkmal lägen etwa 8 Meter, zwischen Bebauung an der Nordseite zu Füßen der Stadtkirche und Denkmal etwa 70 Meter, dazwischen in der Platzmitte eine gähnende Leere.

 

In einem ausführlichen Informationsgespräch mit dem Friedenskreis Eutin äußerten sich seine Mitglieder erstaunt und erschrocken. "Mit welcher Begründung soll das Denkmal an den Rand geschoben werden? Wir es möglicherweise irgendwann für deplatziert und als störend zu empfunden und muss ganz verschwinden?", so die Sprecher der Gruppe. Der Friedenskreis plädiert für den Standort, wo er ist: in der Mitte, an ein anderes Ereignis erinnernd als die täglichen und wechselnden Nutzungen des Platzes. Er plädiert für sichtbare und nicht zu übersehende Erinnerungen an Kriege und die Menschenleben, die sie kosteten. Im Übrigen erinnert er an das Konzept der mittelalterlichen Stadtanlage mit dem Platz in der Mitte als Marktplatz.

 

Markt vor 1943
Markt vor 1943