Liebe Ehrengäste: liebe Eutiner Bürgergemeinschaft,

Herr Bürgervorsteher,

Herr Bürgermeister,

liebe Stadtvertreter-Kollegen

und vor allem:

sehr verehrte Gäste des heutigen Abends.

 

In den vergangenen Tagen und Wochen gab es viele aufwühlende Themen in Eutin. Themen, die die Menschen bewegt haben, ja teils sogar zu heftigen, separierenden Diskussionen führten.

Zuletzt erreichte uns die Nachricht, das auch die Stadt eine vorher angenommene Sicherheit in Finanzdingen aufgeben muß und sich daher vor neuen Herausforderungen sieht.

Aufwühlende Themen – separierende Diskussionen – immer wieder neue Herausforderungen.

Das, meine Damen und Herren, könnte auch über einem der jährlichen Tätigkeitsberichte des heute Abend zu feiernden Vereins stehen.

Seit 1978 existiert er und engagiert sich mit Nachdruck auf dem Gebiet der Stadterhaltung und der Stadtgestaltung. Was macht diesen Verein nun aus? Er ist zum einen das mahnende Gedächnis der Stadt. Wird irgendwo, vor allem im historischen Stadtkern aber auch in den umliegenden Dorfschaften ein Bauzaun gesichtet, ja sogar ein bauplan bekannt, dann ist  er zur Stelle und beginnt die Abwägung zwischen baunotwendiger Anforderung und denkmalpflegerischen Zusammenhang. Sind neue Konzepte, z.B. zur Gestaltung eines Filetstückes der Stadt, der Stadtbucht in der Diskussion, ist er mit an führender Stelle zu finden. Und zwar immer wieder mit Sachverstand, historischem Wertebewusstsein, und gesellschaftlicher Verantwortung.   

Auf der Website der Bürgergemeinschaft heißt es in einem Zitat aus der Satzung von 1994  ganz lapidar:

"Einsatz für die Bewahrung von erhaltenswerten Bauten, Straßen, Plätzen und Ortsteilen, die von geschichtlicher oder städtebaulicher Verantwortung sind. Einsatz für eine städtebauliche Entwicklung und Gestaltung Eutins, die auf das kulturelle Erbe Rücksicht nimmt."

Wie tritt die Bürgergemeinschaft  nach Aussen auf?!

Immer wieder sind es Presseberichte, Kommentare und Stellungsnahme, die Problemkreise aufnehmen.

Jährlich erscheint ein Kalender mit wunderbaren historischen Aufnahmen, die auf der jeweiligen Rückseite mit Texten versehen, bald wie ein Kompendium der Stadtgeschichte wirken.

Zieht ein Bürger neu nach Eutin und sucht nach Orientierung empfehle ich ihm immer, mehrere Jahrgänge des Bürgergemeinschafts-Kalenders zur Hand zu nehmen, dort wird er finden, was er sucht. Die Texte sind kurzweilig, aber doch mit großem Wissen und Kompetenz verfasst.

Die Bürgergemeinschaft organisiert aber auch Veranstaltungen, genauso ist sie auf dem jährlichen bundesweiten Denkmaltag vertreten.

Führungen zu spezielle Themen und Gruppen werden unternommen, aber auch Vorträge formuliert, die bebildert mit historischen und neuen Aufnahmen Freude in so manche Stunde z.B. im Seniorenheim sorgen.

Es entsteht im Turnus ein Mitgliederrundbrief,  der den Verein und seine Angehörigen jeweils thematisch auf dem Laufenden hält.

Bei Licht betrachtet vollführt der Verein eigentlich das, was ein Stadtchronist, ein Stadthistoriker bzw. ein rühriger Archivar tut.

Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied.

D a s  Engagement, das die Bürgergemeinschaft so auszeichnet, ist – pardon, wenn ich das so hart sage – fast nur im Ehrenamt zu finden.

Wie oft höre ich von den Stunden um Stunden, in denen Zusammenhänge recherchiert wurden, Bilder, Neuankäufe von historischen Postkarten archiviert oder auch Zeitungsartikel mit Schlagworten versehen und katalogisiert wurden.

Wenn ich das alles so berichte, dann wird auch klar, dass, wie eigentlich sehr oft, da Engagement bestimmter Menschen steht, die sich einem Thema verschreiben und es verinnerlichen.

So ist es auch heute abend.

"Wir sind zwar Papst",- aber, ich glaube es ist ein unverheimlichtes Geheimnis, dass hinter der Bürgergemeinschaft vor allem ein Name steht, und zwar der von Regine Jepp.

Ich gehe noch weiter, an der Seite von Regine Jepp steht ihr Mann Karlheinz Jepp, der mit Sicherheit genauso viel Zeit für die zu beackernden Themen einbringt.

Aber: Den Kulturpeis der Stadt Eutin 2008 verleiht die Stadt Eutin dem gesamten Vorstand der Bürgergemeinschaft Eutin. Wir tun dies, um auch die unschätzbar wertvolle Arbeit aller im Verein Tätigen zu würdigen, Gerda Bartsch, Carmen Wand, Elke Kock, Helmut Grimmig und Laura Schang arbeiten mit und bringen ihre Tätigkeit, ihre Ideen und ihre Zeit für das Allgemeinwohl ein.

Ihnen allen steht der Dank der Stadt Eutin zu, wir freuen, uns, Sie in unserer Mitte zu haben. So eine Auszeichnung zu erhalten bedeutet,  sich der Anerkennung und des öffentlichen Lobes sicher sein zu können.

Es bedeutet aber auch, sich einem Anspruch gegenüber zu sehen, der auch von zukünftiger Arbeit erwartet wird. Die Meßlatte, liebe Regine, legt man selbst, man schraubt sie auch selbst hoch. Ich glaube, gerade wir beide wissen, was damit gemeint ist.

Im Büro von Frau Rudolph empfing mich einmal ein Plakat, dass ich urkomisch fand. Ich bat darum, eine Kopie zu bekommen, bzw. ein zweites Exemplar. Ich nahm es mit in mein Büro und ging für ein paar Tage auf Dienstreise. Als ich wiederkam, fiel ich fast in Ohnmacht: Da haben meine Mitarbeiter das Ding an die Wand in meinem Büro gehängt und ich mußte darauf gucken.

Und w a s  steht drauf, werden Sie jetzt fragen:

"Bei Lichte besehen ist auch ein Leithammel nur ein Schaf".

(… dass ich das Ding zwischenzeitlich demontiert und archiviert habe, können Sie sich denken..)

Trotzdem ist was Wahres dran,- aber: Damit eine Schafherde funktioniert, muss ein Leithammel das Sagen haben. So ist es im Schloß, in einer Verwaltung, in jedem Betrieb, aber auch in der Bürgergemeinschaft Eutin.

Das Miteinander trägt das große Ganze, die Richtungsangabe jedoch muß wohlgeziehlt und durchdacht formuliert werden. 

Doch noch einmal zurück zur Bürgergemeinschaft Eutin.

Ich kann Ihnen allen einen Blick auf die Internet-Präsentation nur ans Herz legen.

In 16 Jahren wurden insgesamt 43 Maßnahmen gefördert, die ein Gesamt-Finanzvolumen von knapp 68.000 Euro umfassten.

Aus der Präsenz dieses Jahres mit dem Projekt um das Ehrenmal im Schlossgarten mit der arbeitsintensiven Ausstellung in der Alten Küche

hin zur Übernahme der Restaurierungskosten des Marienleuchters in St. Michaelis,

ein Zuschuss zur Sanierung des "Julienheimes", heute Jugendzentrum in der Lübecker Landstrasse,

gefördert wurde das Gutachten zur Erhaltung der Bebauung der Weidestrasse,

das Küchengarten-Projekt der Wilhelm-Wisser-Schule erfuhr Förderung,

immer wieder kümmerte man sich großzügig um das Schoß und sein Umfeld,

vom Gemälde Peters III., dessen Restaurierung bezahlt wurde,

über den Nachbau historischer Sitzbänke, die im Innenhof des Schlosses zum Verweilen einladen,

Druckwerke wurden für das Schloß unterstützt aber auch

ein Zuschuss zur Sanierung eines Flügels von Moder Grau, der Eutiner Windmühle gezahlt.

Tore des Schlossgartens wurden saniert,

aber auch die Fassade des Hauses Stolbergstrasse 13 mit gefördert.

Das dies alles mit viel viel Arbeit verbunden ist, mit wöchentlichen Tagungen des Vorstandes, mit Anträgen an die Denkmalpflege, dem Einholen und Begleiten von Kostenvoranschlägen, dass sieht der Aussenstehende nicht.

Vor zwei Jahren, als Du, liebe Regine, die Ansprache für Frau Thietje anlässlich der Verleihung des Kulturpreises gehalten hast, hast Du als quasi "Motto" gesagt:

"Zeige mir Deinen Garten, und ich sage Dir, wer Du bist".

Ich möchte das aufnehmen und formulieren:

"Zeige mir Dein Engagement für die  Allgemeinheit und ich sage Dir, wie Du’s mit der Verantwortung für Deine Umwelt, für die Gemeinschaft und deren Nachfahren hältst, in der Du lebst".

Ihnen allen, dem Vortand der Bürgergemeinschaft nochmals den herzlichen und nachdrücklichen Dank der Stadt Eutin,

lassen Sie nicht nach,

machen Sie weiter,

bleiben Sie unbequem und legen Sie weiter auch mal den Finger in die Wunde:

"Suchet der Stadt Bestes"! 

Die Bürgergemeinschaft Eutin ist ein Garant für die Umsetzung dieser Forderung!!

 

Dr. Juliane Moser.